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Katastrophenschutzübung "Stürmischer Herbst"

 Laut Übungsszenario hatte der Deutsche Wetterdienst zwei Tage zuvor die Entstehung eines extremen Tiefdruckgebietes über Mitteleuropa gemeldet. Über Deutschland bildete sich eine Luftmassengrenze, an der sich in der Nacht von Freitag auf Samstag Stürme in Orkanstärke mit sintflutartigen Regenfällen austobten. Das Zentrum des Orkans lag über dem Landkreis Reutlingen, Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt und Keller überflutet. Der Landrat löste den Katastrophenfall für den Landkreis aus. Das Drehbuch für die Übung am vergangenen Wochenende bot viel Stoff und Einsatzmöglichkeiten für Feuerwehr, DRK, THW, Polizei, DLRG-Tauchergruppe, Rettungshundestaffel, Flugbereitschaft der Bundeswehr, Notfallseelsorge usw.

An sieben verschiedenen Stellen im Raum Zwiefalten wurden Notfälle simuliert, die wegen ihres Ausmaßes jeweils im Bereich von Katastrophen angesiedelt waren. Als "rückwärtiger Beobachter" konnte man Informationen von anderen Einheiten nicht aus erster Hand, sondern erst beim Mittagessen, das man uns nach erfolgreicher Arbeit in der Turnhalle von Hayingen spendiert hatte, von den anderen Kollegen erfahren. So waren unsere Freundevon der Reutlinger Rettungshundestaffel, die wir erst vor einer Woche bei der Übung unseres Jugendrotkreuzes in Wittlingen kennengelernt hatten, wieder mal im Wald auf der Suche nach vermissten Schülern unterwegs.
Nils Schillinger von der Uracher DLRG war in der nahen Wimsener Höhle eingesetzt, wo das Besucherboot gekentert war und 4 Tote geborgen werden mussten. In Hayingen wurde ein Ammoniak-Gefahrstoffaustritt bekämpft, beim Zwiefalter Münster eine Hochwasserbrücke errichtet, umgestürzte Bäume wurden beseitigt und Sturmschäden behoben. Nahe der Wimsener Höhle "brannte" Schloss Ehrenfels, in Upflamör am Wasserturm gab es einen Stromausfall. Wir selbst wurden zu einem "Busunglück" gerufen. Ein vollbesetzter Bus war umgekippt, zahlreiche Verletzte mussten zuerst geborgen und dann medizinisch versorgt werden.

Aus der Sicht des eingangs erwähnten "rückwärtigen Beobachters" muss voller Bewunderung berichtet werden, was da geschah. Während der Rettungsdienst die geborgenen Reisenden in seine Obhut nahm, eine allererste Bestandsaufnahme und medizinische Erstversorgung vornahm, bauten die Bereitschaften in Windeseile im Matsch und Dreck eines eingeschotterten Parkplatzes Zelte für einen Behandlungsplatz auf. Je nach Art und Schwere der Verletzungen wurden die Unfallopfer in die nach den Farben rot, gelb und grün bezeichneten Zelte transportiert, wo sie auf den Abtransport warteten. Nebenan war bereits ein riesiger Transporthubschrauber der Bundeswehr gelandet, um einen Teil der Schwerverletzten aufzunehmen und in eine Klinik zu fliegen.

Unsere 5-köpfige Uracher Gruppe (angerückt als Gruppe Technik und Sicherheit des DRK Kreisverbandes Reutlingen), Thomas Leopoldt, Michael Bauer, Bernhard Schneiderhahn, Alexandra Strohschneider und Jürgen Schweizer, wurde auseinandergerissen, da wir am hellen Tag kein Licht produzieren mussten. Stattdessen rückten Thomas und Bernhard in die Organisationsebene auf und mussten den Fuhrpark der Rettungs- und Hilfsfahrzeuge so auf den freien Platz einweisen, dass sich die Fahrzeuge nicht gegenseitig behinderten und dass eine freie Abfahrt mit den Verletzten möglich war.
Die Aufgabe sieht einfach aus, doch jeder Fehler lässt sich nicht einfach oder auch gar nicht korrigieren - Chaos vorprogrammiert. Aber Test bestanden! Auf dem gesamten Platz herrschte zwar emsiges Treiben, doch nirgendwo Hektik oder lautes Schimpfen! Wir anderen wurden zu einem Tragetrupp erweitert und halfen, die Unfallstelle zu räumen und die Verletzten weiterer medizinischer Versorgung zuzuführen bzw. zuzutragen.

Insgesamt war dies eine Wahnsinnsübung!!! Die Rahmenhandlung für die Übung sehr realistisch - perfekt! Was bei uns, beim Busunfall, ablief - nahezu perfekt! Materialeinsatz gigantisch - ich hatte noch nie so viele und gar so viele unterschiedliche Rettungs- und Hilfsfahrzeuge auf einem Haufen gesehen. Die Feuerwehr Reutlingen hatte sogar ihren neuen Einsatzleit-Bus im Einsatz, der vor Ort die ganzen Einsätze koordinierte. Sinn der alle vier Jahre stattfindenden Großübung war nicht nur das "Ankleben von Pflästerchen", geübt wurde auch der rasche und möglichst reibungsverlustfreie Informationsfluss in den Hierarchien von oben nach unten und den Rückfluss aus dem Katastrophengebiet von unten nach oben, so dass auf Grund der sich ständig ändernden Lage, von oben die neuen Hilfsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden konnten. Ohne als rückwärtiger Beobachter die Details zu kennen, klappte gerade dieser Teil scheinbar perfekt. Es ist dem Verfasser dieser Zeilen nicht bekannt, wie die Stimmung bzw. Hektik(?) in den Führungsstäben war, aber bei uns am untersten Ende der Hierarchie war von Chaos nichts zu spüren. Schneller als hier in Zwiefalten geschehen, kann solch ein Großeinsatz nicht in ein geordnetes Miteinander einmünden. Da muss schon alles passen, müssen die einzelnen Organisationsebenen und auch jeder einzelne Helfer gut oder sehr gut miteinander harmonieren. Meinen aufrichtigen Respekt!!! (r.B.)


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Südwest-Presse

8. Oktober 2012 23:21 Uhr. Alter: 11 Jahre